MANUELA HITZ

Manuela Hitz verknüpft in ihrer Arbeit organische Strukturen mit Fragen nach Realität und digitaler Konstruktion. Ausgangspunkt sind Visualisierungen der Zellkommunikation im Gehirn: Formen, Netzwerke, Muster, die sich nicht nur im Körper, sondern auch in Natur und Kultur wiederfinden – in Flüssen, Strassen, Wegen. Alles scheint einem Code zu folgen, einer verborgenen Ordnung, die zugleich wissenschaftlich erklärbar und poetisch erfahrbar ist.

In ihren Tuschezeichnungen überträgt sie diese Netzwerke auf Papier – experimentell, fliessend, und doch bewusst gesetzt. In einem ersten Schritt untersuchte sie Strukturen im kleinen und im grossen Format, ergänzte sie durch Fragmente elektronischer Bauteile. Damit stellte sie die Frage: Ist unsere Welt so, wie wir sie erleben – oder bloss eine Simulation, ein konstruiertes Abbild?

Die zweite Phase ihres Projekts führt tiefer. Sie richtet den Blick auf die virtuelle Welt und deren Einfluss auf unser kollektives Bewusstsein. Wir glauben, uns zu verbinden – und entfernen uns zugleich voneinander. Stunden verstreichen vor Bildschirmen, die Nähe simulieren und doch Isolation erzeugen. So verschmilzt das Virtuelle mit Emotionen und Erinnerungen, ersetzt Interaktion durch Abbild, Nähe durch Simulation.

Manuelas Arbeiten sind Reflexionen über diese Ambivalenz. Sie machen sichtbar, wie die Simulation Raum einnimmt und uns von uns selbst entfremden kann. Zugleich laden sie ein, diesen Zugang neu zu suchen – in der Kunst, die als zutiefst menschliche Praxis einen Moment von Präsenz schafft. Vielleicht, so ihre leise Hoffnung, kann Kunst uns für einen Augenblick aus der Simulation zurückholen – in die Erfahrung von Wirklichkeit.

FOTOS: Alexandros Nicolaides © 2025


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